Montag, 9. Mai 2011

Vinyl: Totgesagte leben länger. [Info]

Toolex Alpha 702
Welcher DJ legt heute noch mit Schallplatten auf? Mit richtigen Platten aus Vinyl, auf denen wirklich ein analoges Musiksignal und nicht nur ein Timecode drauf ist, der den Nullen und Einsen im Macbook sagt, was diese dort zu tun haben.

Platten peppen heute bestenfalls lediglich das Regal im Wohnzimmer auf und hinterlassen - richtig drapiert - vorallem bei Erstbesuchern des eigenen Heims den Eindruck, besonders "sophisticated" zu sein.

Seitdem ich selbst nicht mehr hinter den Plattentellern stehe, meine Sammlung im Zuge des allgemeinen Datensicherungswahnsinns großteils digitalisiert habe und bequemerweise den Rechner zur Musikwiedergabe nutze, verkommen meine mühevoll zusammengetragenen Scheiben leider auch immer mehr zum ordinären Einrichtungsgegenstand. Meine beiden 1210er stauben indes vor sich hin und werden zur gern genutzen Ablagefläche für Flyer, Geldbörse, Handy, Wohnungsschlüssel und sonstigen Krimskrams. Eigentlich schlimm.

Während diesen Trend besonders die von DJs abhängigen Plattengeschäfte zu spüren bekommen, erfreut sich die Scheibe aus Polyvinylchlorid (PVC) gerade im audiophilen Privatbereich großer Beliebtheit und kann wieder kontinuierlich steigende Absatzzahlen vermelden. Gleichzeitig gibt es aber  immer weniger Hersteller des gepressten "Schwarzen Goldes", was zur Folge hat, dass sich Leute wie Andreas Bauer aka Andybee - Betreiber des My45 Presswerks -  vor Aufträgen kaum noch retten können.

Ich kann dieses Comeback nur begrüßen, denn trotz mächtiger Strapazen für Konto, Bizeps-, Bauch und Rückenmuskulatur, sowie der immensen Inanspruchnahme von Wohn- und/ oder Lagerraum, ist und bleibt Vinyl ein erstklassiges Musikmedium, zu dem das Knistern gehört wie zu einem Kaminfeuer und es zum Filesharing weitmehr als nur einen Mausklick bedarf. Außerdem weiß ich, wie 40 Jahre alte Platten klingen: bei entsprechender Handhabung so gut wie neu! Bei CDs oder MP3s kann heute noch niemand sagen, wie sie sich in vier Dekaden anhören werden. Vielleicht schallt nur noch unidentifizierbarer Datenmüll aus den Boxen, wenn überhaupt.

Der Filmer Thorsten Rother hat im nachfolgenden Kurzfilm die Vinyljunkie-Romantik eingefangen und Andybee und dessen Presswerk mit viel Liebe zum Detail gekonnt in Szene gesetzt. In der Zwischenzeit räume und wische ich meine Plattenspieler ab, lege eine Scheibe auf und überlasse dem Sänger Ray Darwin das Schlusswort: "Nothing Can Touch My 45"!


VINYL my 45 from Thorsten Rother on Vimeo.

3 Kommentare:

  1. und wann gibts dann endlich eine 7" Kollektion?
    zefix!

    jazzus ;(

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  2. Die gute alte Schallplatte. Ja, auch bei mir rotiert sie noch ordentlich. Leider - oder vielleicht auch zum Glück - habe ich noch kein Gefühl dafür entwickelt, dass auch Musik als MP3 einen Wert haben könnte.

    Natürlich machen es digitale Formate vor allem für Promo-Agenturen und unabhängige Künstler einfacher, ihren Stoff an den Mann zu bringen. In meinem Postfach landen fast täglich Download-Links oder gleich komplette Dateien, die den weiteren Datenstrom erstmal unterbinden, weil mein Postfach dicht ist. Die Musik flattert rein wie Werbebroschüren und entsprechend gehe ich häufig damit um.

    An dieser Stelle muss ich mal ein Latsch UP! an die Jungs von Rock A Shacka richten. Sie schicken selbst aus Japan Promo-Vinyl!

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  3. @ Jazzus: Kennst di eh aus... i versuchs.
    @ Nils: MP3s sind rein zweckmäßig und haben als Tonträger selbst nicht im geringsten die Wertigkeit einer Vinyl. Finde ich zumindest. Ich bin auch selbst noch am überlegen, ob und welche Tunes ich vom aktuellen Album auf 7" pressen lasse... aber das ist eine andere Geschichte und beginnt wieder bei denen, im Aktikel erwähnten Kosten und Lagerschwierigkeiten...

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